Rollentausch mit dem eigenen Spiegelbild

(entwickelt von Elke Frohn)

Durchführung

1. Bühne definieren
Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie genügend Bewegungsfreiheit haben. Fokussieren Sie Ihre Wahrnehmung auf sich selbst: auf Ihren Atem, Ihren Kontakt zu Boden und Kleidung, auf Ihr körperliches Empfinden.

2. Einrichten der Szene
Stellen Sie sich vor, vor Ihnen steht ein Spiegel, in dem Sie sich selbst sehen können. Betrachten Sie sich in diesem imaginierten Spiegel – was sehen Sie? Was gefällt Ihnen? Was findet Ihre Kritik?

3. Rollentausch
Bitte wechseln Sie jetzt in die Rolle Ihres Spiegelbildes. Treten Sie dazu hinter Ihren Spiegel und nehmen Sie Position und Haltung Ihres Spiegelbildes ein. Sprechen Sie kurz (innerlich oder laut) zu sich selbst: Was empfinden Sie in der Rolle des Spiegelbildes, was geht Ihnen da durch den Kopf?

4. Interaktion
Schauen Sie aus dem Spiegel heraus auf die Originalperson und sprechen Sie (als Spiegelbild)zu ihr. Sagen Sie dem Original, was Sie von ihm/ihr halten, was Sie sich von ihm/ihr wünschen, was Sie ihm/ihr raten, woran Sie ihn/sie erinnern möchten. Achten Sie dabei auch auf eine passende Stimmlage und begleiten Sie ihre Aussagen mit Gesten, wenn Ihnen danach ist.
Fassen Sie das, was Sie dem Original zu sagen haben, in einer zentralen Botschaft zusammen und teilen Sie ihm dies noch mal (laut oder auch nur innerlich) in aller Deutlichkeit mit.

5. Rollentausch zurück
Wechseln Sie jetzt wieder aus dem Spiegelbild heraus zurück in die Position der Originalperson – also in Ihre eigene Rolle. Nehmen Sie Ihre ursprüngliche Haltung vor dem Spiegel wieder ein. Hören Sie mit Ihrem inneren Ohr nochmals die Botschaft Ihres Spiegelbildes. Nehmen Sie wahr, was diese Botschaft in Ihnen auslöst. Lassen Sie in sich eine Antwort entstehen, sprechen Sie die aus oder formulieren Sie sie innerlich als klare Aussage.

6. Abschluss und Szenenabbau
Bitte lösen Sie sich jetzt aus dieser Szene. Verabschieden Sie sich vom Spiegelbild, lassen Sie den imaginären Spiegel verschwinden, und [Ablegen der Rolle] bewegen Sie sich – räkeln Sie sich, strecken Sie sich, schauen Sie sich im Raum um und nehmen Sie evtl. auch Blickkontakt zu anderen Anwesenden auf.

Wirkungsweise

Beim Rollentausch mit dem eigenen Spiegelbild aktiviert die Protagonistin die Perspektive einer Beobacherin der eigenen Person. Dies beinhaltet vor allem Selbstbeschreibungs- und Selbstbewertungsvorgänge. Um die Aufgabe zu erfüllen, muß die Protagonistin bei diesem Experiment ihre ganz persönlichen Ziele und Bewertungsmaßstäbe aktivieren und sich selbst daran zu messen.

Ziel

Dieses Experiment ist hilfreich,

  • um die ganz persönlichen Werte + Maßstäbe einer Person herauszuarbeiten und einer Überprüfung und bewussten Neuformulierung zugänglich zu machen;
  • um persönliche Ziele zu erarbeiten;
  • um Motivation zum Erreichen persönlicher Ziele bzw. für eine Veränderung zu wecken.

Warnung

Bei besonders einseitig sich selbst bewertenden Personen (z.b. besonders selbstkritischen oder sich selbst bestätigenden Menschen) sollte die Regisseurin das Interview auch auf die andere Seite der Bewertungs-Ambivalenz richten. Bei stark depressiven Personen kann die Aufgabenstellung auch kontraindiziert sein.

psychodrama/erwaermung/spiegelbild.txt · Zuletzt geändert: 2013/06/28 16:16 (Externe Bearbeitung)
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